Heute Morgen, eigentlich wie jeden Morgen, Nachrichten vom Untergang der Welt.
Noch vor dem Kaffee höre ich António Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen: Die Menschheit – also auch ich – hat mit ihren klimaschädlichen Aktivitäten «das Tor zur Hölle» aufgestossen.
Und jetzt? Was mache ich mit diesem «Tor der Hölle»?
1979 las ich von Horst-Eberhard Richter «Der Gotteskomplex». Das Buch hat mir geholfen wegzukommen vom Glauben, wir Menschen seien Helden, Götter und Göttinnen, solche, die, wenn sie nur wollten, das «Tor zur Hölle» schliessen könnten.
Als Wesen, die Übermenschliches leisten könnten, beispielsweise das Klima retten, werden wir ständig angesprochen und herausgefordert. Aber wir sind keine Götter und Göttinnen. Vielleicht in einem Computer-Game. In der Realität bin ich kein Titan, kein göttliches Wesen, niemand ist das.
Angesichts der globalen Probleme, den offenen Toren der Hölle, sollten wir Wesen mit göttlichen Möglichkeiten sein – und offensichtlich sind wir das nicht. Diese Diskrepanz macht uns nervös und sie belastet.
Wir sind begrenzte, fragile Wesen. Die Erwartungen an andere, an sich selbst, sollen menschlich bleiben. Nicht übermenschlich. Übermenschlich ist ein falsches, unmenschliches Format.
So frage ich mich ab und zu, was denn (nüchtern gesehen) menschlich möglich ist, menschlich, menschenfreundlich bleibt, in meinen Situationen, im konkreten Alltag, in meiner Lebenswelt.
Ein Beispiel: Wir werden nächstes Jahr nicht nach Schottland fliegen, sondern mit dem Zug hinfahren. Wir leben im Zeitwohlstand und können uns diese längeren Reisezeiten leisten. Andere werden weiterhin fliegen, weil Ihnen die Zeit fehlt. Aber vielleicht finden sie eine Praxis, weniger, in gut durchdachten Ausnahmen, zu fliegen. Gewiss bewirken auch solche kleinen Beiträge in der Summe einen klimaschonenden Effekt.
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