Von Basel am Rhein zu Fuss nach Offenbach am Main
Wie kommen wir auf diese Idee? Zu Fuss die Strecke zum Geburtsort gehen, eine Strecke, die man schon oft im Auto und sehr oft im Zug zurückgelegt hat.
Nachdem wir letztes Jahr zu Fuss zu Werners Geburtsort nach Aarberg gingen (als Geburtstagswanderung in 7 Etappen), fand ich diese Idee auch für mich reizvoll. Back to the roots, zurück zu den Wurzeln, und das langsam, Schritt für Schritt die Landschaftsveränderungen gehend erfahren. Hier werden es 27 Etappen sein, die wir ab 28. April 25 in Angriff nehmen. Und ihr könnt ein bisschen mit uns wandern, mit dem Finger auf der Karte oder in Gedanken. Wir lassen euch regelmässig teilhaben an unserem Fort-Schritt und unseren Erlebnissen.
Also kommt hin und wieder hier vorbei, wenn ihr Lust habt.
Die Feldberichte ab Tag 10 sind hier.
Tag 9: Di, 6. Mai 2025: Kolmenhof – Bäracker
Wind und Kälte
Heute Wetterglück! Wir werden nicht nass! Aber kalt und windig.

Distanz nach Basel auf dem Westweg, den wir gehen
Wir hören in der „Kalten Herberge“ von einem Handwerksburschen, der im Juni vor langer Zeit hier oben erfroren sei.
Erst letztes Jahr habe es hier Ende April über einen Meter Neuschnee gegeben. Das Chaos sei ausgebrochen.
In solche Geschichten können wir uns heute gut einfühlen. Ein heftiger Nordwind bläst uns ins Gesicht. Alles, was wir dabei haben, ziehen wir an. Die gefühlte Temperatur ist etwa 0°C. Der Windchill Effekt. Der kalte Wind nimmt unsere Körperwärme mit.
An einem windstillen Ort werden Getränke angeboten. Im Brunnenhisle finden wir Mirabellenwasser. Es wärmt prächtig und unsere Stimmung bessert sich.

Zahlreiche Windräder im Original und als Spiegelbild heute am Weg unseres windigen Tages–
Ich denke an einen wundervollen Beatlessong. In meiner Seele singt Paul McCartney: The Long and Winding Road (Beatles 1970). Ein Lied von langen Wegen, die sich winden. Der Wander-Songwriter bleibt unterwegs in der Gewissheit, seine verlorene Liebe wiederzufinden. Der Weg windet sich und es ist windig.
Wir haben mehr Glück und unseren Ort gefunden. Jetzt freuen wir uns im warmen Gasthaus „zur schönen Aussicht“ auf unser Znacht.
Tag 8: Mo, 5. Mai 2025: Kalte Herberge-Kolmenhof
Wetter
Montagmorgengrau am montäglichsten aller Tage.
Heute mit stabiler Wetterlage: Dauerregen und heftiger kalter Nordwind.

Die Wettervorhersage entspricht heute leider der Wetternachhersage.
Nein, es gibt keine Alternative zum Fussgang. Also Pellerine überziehen, Handschuhe anziehen und los geht’s.

Hie und da begegnen wir ebenso nassen WestwegwanderInnen. Mit Galgenhumor wird über das Wetter ausgetauscht Alle sind irgendwie auf der Suche nach Aufheiterungen. Mein Freund Andreas sagte früher zu solchem Wetter: „Lieber kein Wetter, als solches Wetter!“ Wetter ist überall und für alle wichtig und ein Thema vieler Unterhaltungen.

Noch etwas Glunggenkunst. Eine Glungge ist eine Pfütze.
Eine kurze Mittagspause ist nötig. Wir kühlen schnell aus und müssen weiter. Wir kommen an tropfnassen Schönwetter- Bänken vorbei. Ohne Pausen macht wandern müde.
Im Wald stresst kein Wind. Die sonst harten Waldstrassen sind durch den Regen weicher als sonst. Das Moos leuchtet, die Flechten an den Stämmen glänzen.
Endlich, bei der Martinskapelle, unserem Ziel heute. Hier entspringt die Donau. Aus dem Schwarzwald ins Schwarze Meer. Passt schon.
Tag 7: So, 4. Mai 2025: Titisee-Kalte Herberge
Wasser
Die Wettervorhersage von gestern mit viel Regen für heute. Und doch beginnt unser Tag mit Sonntagmorgensonnenschein. Wir gehen ins Kaffi Bambi frühstücken und beginnen unseren Wassertag.

Das Papiersäckli im Brotkörbchen, damit man das reichlich angebotene Brot mitnehmen kann, erklärt, wie Wasser im Bambi geschätzt wird.
Die goldene Sonne voll Freud und Wonne (der Anfang eines Kirchenliedes, es ist jetzt Gottesdienst-Zeit) findet immer wieder ein Loch durch die wachsenden Wolkenungetüme. Bis es endlich kräftig regnet.
Meine Mutter deutete solches Nass als „es wachsigs Rägeli“

Und unsere neuen Pellerinen halten dicht.

Ab und zu bewundern wir Glunggekunscht.
Nach zwei Regenstunden dreht Petrus den Wasserhahn zu.
Schliesslich kommen wir in der Kalten Herberge an, eines der ältesten Gasthäuser im Schwarzwald (1480 erstmals erwähnt).
Wir loben das Wasser unter der Dusche und denken an ein Badelied der Hobbits: „Ein Hoch dem Bade, dem edlen Genuss, der abspült den Staub und des Tages Verdruss!“ Kein Verdruss, aber Schlamm und Sumpf!
Tag 6: Sa, 3. Mai 2025: Ruhetag in Titisee
DENKWEGE-FUSSWEGE
Wir denken an die Route von morgen Sonntag. Sehen den Parcour vor uns. Zuerst auf dem Handy, dann im Kopf. Die Fusswege sind zuerst luftige Gedankenwege.
Robert Walser : Ich war schnell für 30 Minuten in der Türkei.
Gedanken sind schnell, Füsse langsam. Aber real Schritt für Schritt auf Feld-, Wald- und Wiesenwegen.
Die Karte ist nicht die Landschaft. Und auch nicht der Fussgang.
Heute für Morgen an das Wetter denken. 85 % Regen Wahrscheinlichkeit. Das macht Sorgen. Auch nach einer prächtigen Woche Schönwetter.
Die Eisheiligen sind im Anmarsch, die kalte und heilige Sophie und unser Ziel heisst – kein Witz: Kaltenherberg. Uiuiui… Erst Morgen werden wir erfahren, wie es dann wirklich ist.
Wir werden morgen Abend berichten können.

Mit der Höllentalbahn ins Himmelreich fahren. Das geht. Hier im Schwarzwald gibt es viele Inspirationen zur Heiterkeit.
Tag 5: Fr, 2. Mai 2025: Feldbergpass-Titisee
SCHUHE-FÜSSE-WEGE

Begegnung zweier Fussgänger heute: sie mit richtigen Enten-Füssen, bei mir ist es nur so eine Redensart, die auf ihre Weise auch stimmt.
Nachdenken über die eigenen Füsse. Ein Beispiel gibt’s hier.
Für meine Eltern gab es zwei wichtige Anschaffungen im Leben: Pfannen und Schuhe. Hier galt allein beste Qualität, der Preis war nicht kaufentscheidend.
Gestern brachte mir Annika meine schweren Bergschuhe. Ein Glücksfall! Es war höchste Zeit für meinen schmerzenden linken Fuss. Meine leichten Trekking-Schuhe haben mich zu sehr beschwert. Die schweren jetzt an den Füssen erleichtern mich. Meine Eltern haben recht.
Heute viele fuss-schmeichelnde Pfade und Wege. Weiche mit Tannennadeln gepolsterte Pfade.
Respektvoll über Wurzeln von Bäumen. Sind das nicht die Füsse von Bäumen? Tritt man einfach auf sie? Entschuldigung grossartige Baum-Persönlichkeiten! Denn wir wissen von Tolkien: Bäume können auch wandern. Die Ents!

So viele Wurzeln von Bäumen auf den Wegen!
Jetzt nicht mal so müde in Titisee beim Wanderbier. Wir freuen uns auf Morgen: unser erster Ruhetag (wohl ohne Feldbericht).
Tag 4: Do, 1. Mai 2025: Todtmoos–Feldbergpass
Heute widmen wir uns den Wegen, die wir gehen.

Unser Wandertag beginnt mit einem Pfad, der unseren Füssen und Seelen wohltut. Er schlängelt sich einen Waldhang hinauf. Heute müssen wir über 1000 m Steigungen bewältigen.
Nach diesem teppichweichen Weg biegen wir in einen steinigen Kaugummiweg ein. Der Weg wird länger und länger, stetig ansteigend, ein Quäl-Weg.

Wir werden müde. Wir sagen laut zueinander: „Schritt für Schritt“ und finden so unseren Rhythmus. Wir steigen zum Herzogenhorn hinauf. Ganz winzig am Horizont sehen wir den Chrischona-Turm. Auf so unterschiedlichen Wegen sind wir nach 4 Tagen soweit gekommen!
Die letzten zwei Kilometer sind fast immer überaus mühsam. Heute auf Schotter steil hinab. Aber bald im Gasthaus. Annika und Paul besuchen uns und ein strenger Wandertag geht heiter mit einem gemeinsamen Znacht zu Ende.
Tag 3: Mi, 30. April 2025: Wehr-Todtmoos
Jetzt müde gelaufen in Todtmoos Au. Ein gelb leuchtendes Strassenschild zeigt nach „Wehr 12 km“. Vor 7 Stunden sind wir dort aufgebrochen.
Mit einem Auto wäre die Strecke in 10 Minuten gefahren. Irgendwie brutal für müde Fussgänger.

Unser Weg heute hiess Schluchtensteig. Wikipedia: „Ein Steig bezeichnet ursprünglich einen engen Weg über Anhöhen und Berge, der nicht von Fahrzeugen befahren werden kann.“ Eben: Unsere Pfade schlängeln sich, steigen und fallen, oft steil. Doch der Pfad ist weich, kein Hartbelag. Wir gehen gemeinsam, gemütlich, langsam. Wir bewundern mächtige Buchen, verblühten Wasserpest und goldgelbe „Bachgummele“.

Wir erzählen uns lange Geschichten von früher. Wir gehen Schritt für Schritt und haben Zeit!
Tag 2: Di, 29. April 2025: Obereichsel–Wehr
Heute sind wir mit Gabi den halben Tag zusammen unterwegs. Sie kam mit ihrem Fahrrad von zu Hause, um pünktlich mit uns loszuwandern. Und wir erleben zusammen, was Gabi einst in unser Hasenbuch schrieb. Hier das Original:

Gabi muss wieder zurück und schreibt uns: „Stellt euch vor:
Ich bin von einer Pferdekutsche mitgenommen worden, das war grandios!!“
Das war ein super-schöner Tag!
Wir schauen zurück. In der Ferne nur noch ganz klein, „unser“ Chrischona-Turm. Wir kommen voran!

Tag 1: Mo, 28. April 2025: Basel-Obereichsel
ERSTAUNLICH: wir gehen zur Haustüre hinaus und sind nach zwei Stunden „auf freiem Fuss“ auf einem Weg, den wir noch nie gegangen sind.

Unbekannte Wege und Wegzeichen, neue überraschende Einblicke und Ausblicke in Fussdistanz von der eigenen Haustüre.
Beispiel „Arschgiige“. Sie witzt in Degerfelden.
