«Was machst du jetzt so den ganzen Tag?» Diese Frage wird mir seit einigen Jahren vermehrt gestellt. Wie etwa dem Osterhasen, nachdem Ostern vorbei ist. Wir sind in der gleichen Hasenverlegenheitslage. Nichts mehr zu tun, im Ruhestand, wir haben jetzt viel Zeit. Das war auch vorher nicht anders. Wie der Präsident der USA hatte auch ich nie mehr und nie weniger als 24 Stunden im Tag. «Was machst du jetzt so?» eine Frage, die ich aus der neunten Klasse als 15-Jähriger schon kenne: «Was machst du nach der Schule?» Später befasste ich mich beruflich mit vielen Varianten dieser Frage. Ich konnte Schülerinnen und Schüler beraten, Jugendliche, die keine «Anschlusslösung» hatten, die nicht wussten, wie sie die Frage «Was machst du nach der Schule» beantworten konnten. Aus immer wieder anderen Gründen war die Klärung dieser einfachen, aber eindringlichen, insistierenden Frage nicht einfach. Jetzt bin ich selbst also wieder dran. Eine Urfrage, eine Lebensfrage, unausweichlich. Eine, die ich an mich selbst auch immer wieder habe. Mensch kann nicht Nichts tun. Auch Nichtstun ist anspruchsvoll. Loriot: «Ich will hier nur sitzen». Einfacher als Nichts zu tun, ist für mich «etwas machen». Mit den Füssen, mit den Händen. Fussgängern, Pilze suchen, Risotto kochen, Zopf kneten und backen, Gitarre spielen. Ich bin auch Leib, wenn der in meinem Alltag, in meiner Praxis nicht vorkommt, dann gute Nacht. Ich bin kein Geist, kein körperloses Wesen. Meine Leitfrage, die mir weiterhilft: Würde mich dieses Vorhaben (dieser Zopf, diese Cantucci, diese Website, diese Wanderung, dieses Projekt) zufrieden machen? Wenn die Chance besteht, gebe ich mir einen Ruck und fange an.
Loriot, gefunden auf Youtube, 3 min 35 s unbedingt ansehen!